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Maremma Frühlingssonne

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Sempre dritto, fra 800m gira a destra” meint Chiara entschlossen und wir bringen unser etwas geschundenes Auto nach 3.5 Stunden Stoßdämpferfolter von der Appenini-Autobahn auf die Strada Statale. Eine wahre Wohltat endlich richtige Landschaft vor Augen zu haben, anstatt Nummernschilder rasender Egomanen, Schallschutzmauern und Tunnelportale…


Für Chiara, die geduldige Stimme aus dem Navigationssystem, beginnt nun erst richtig die Arbeit, gleichwohl ihre Stimme gewohnt souverän klingt, scheint sie heimlich in ihrem kleinen Navigations-Kästchen über der nicht immer so aktuellen Strassenkarte zu grübeln. So biegen wir mal hier, mal dort in kreisverkehrenden Straßen ein, die es gar nicht gibt und wenden gleichmütig den Wagen wieder. Inzwischen haben wir gelernt, dass Widerrede, Fluchen und auf das Kästchen schlagen eher zwecklos ist. Im Gegenzug ist unsere Navigatorin nicht nachtragend und schafft es irgendwie uns in die Nähe von Castiglione della Pescaia zu lotsen. Der Bestimmungsort unserer Osterreise. Vorbei an endlosen Pinien und Pappel Aleen, Olivenhainen und saftig grünen Wiesen geht es nun schnurgerade durch flaches Maremma-Land – im Hinterhof der Toskana, garniert mit pausbäckigen Wattewolken am Himmel.

Prile Tiefebene

Lange Reihen von Olivenplantagen fliegen links und rechts an uns vorbei bis einem vom Hinsehen schwindlig wird. Man kommt sich vor wie auf einem schnellen Motorboot, das über Meerwogen der Düfte, blühender Bäume und Sträucher auf und ab und hin und her gleitet.

Jedenfalls ist nach einer weiteren halben Stunde Schluß. Castiglione della Pescaia markiert das Ende der Strasse durch das Etruskerland, das wir eben noch durchquerten und wo das anfängt was man das Tirrenische Meer (Tyrrhenische Meer) nennt. “…arrivati.” meint Chiara emotionslos, wie immer, doch wir sind überwältigt. Eine Stadt, schöner könnte man sie nicht malen. Landseitig eingezingelt von einer prächtig bunten Landschaft und meerseitig umspült von etwas frech schäumenden Mittelmeerwogen.

 

Belustigt von Eingeborenen beäugt, wenden wir umständlich unseren Wagen, um nun zu den Details überzugehen: unserer Unterkunft.

Chiara scheint schon Feierabend zu machen und will uns keine brauchbaren Rückmeldungen über das neue Ziel geben. Wir versuchen es also auf eigene Faust.

Ha, wäre doch gelacht … !

…. und so lernen wir sehr ausgiebig und – vor allem – unfreiwillig die gesamte Umgebung kennen.
Die Sonne sucht bereits an den sanften, mit Korkeichen bewaldeten Hügelketten, einen Schlafplatz, da werden wir von unserer Wirtin, geduldig am Strassenrand wartend, gestoppt, gerade rechtzeitig bevor wir ein weiteres Mal an der von uns gesuchten Herberge vorbeifahren. Sehr aufmerksam.

Freundlich winkend und wohlwollend nickend, leitet sie uns auf das gebuchte Refugium, Agriturismo Prile. Die italienische Variante von Urlaub-auf-dem-Bauernhof sozusagen. Sehr nett.  

Wer ein taubes Ohr für hyperaktive Tiere und landwirtschaftliche Geräusche am Morgen hat, wird hier ein nettes und komfortables Ambiente zum preiswerten Angebot finden. 45€ pro Doppelzimmer mit Bad und Nacht, ist (in der Niedrigsaison) ein guter Preis, finden wir.

 

Überhaupt sind Land und Leute hier in der Prile Ebene sehr zugänglich, entspannt und weit weg vom Turbokapitalismus. Museen und Schnellstrassen sind gratis und man nimmt sich auch Zeit für ein Schwätzchen mit Ausländern. Sogar in der nächsten Großstadt Grosseto zeigt man sich aufmerksam und interessiert bei Begehren nach Auskunft und Hintergrundinformation. Hiesige Verkehrsteilnehmer nehmen einem Navigationsirrtümer im Stadtverkehr nicht übel und drohen weder mit Faust noch mit Mittelfinger.

Geschickt wird man als Hindernis, inmitten einer Kreuzung, umschifft und erntet höchstens mal ein Achselzucken. Sympathisch, dieses Grosseto.

Auf diese Weise hat man Zeit sich während der Fahrt eingehend mit der komplett erhaltenen und wehrhaften Stadtmauer aus dem 16. Jhdt zu befassen. So umrundet man gemütlich den alten Stadtkern und findet auch gleich einen freien (0,70 € / h) Parkplatz. Vertretbar.

Innerhalb der Stadtmauern muss man die Digicam gleich gar nicht absetzen. Hier kämpft altes Gemäuer um den besten Platz im Sucher Ihres Fotoapparates. Selbst Camera-tossing (Kamera hochwerfen) würde hier was Brauchbares ablichten. Unübersehrbar ist der Dom von Grosseto und die daneben stehende Statue von Leopold(o) II. Jener nämlicher (ein Österreicher), der die Prile Ebene “bonifizierte”, also den antike “Lago Prile” trocken gelegt und urbar machte. Respekt. 

 

 

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